Vor zwei Jahren kam bei einem Besuch von Dr. Michal Sadan und Anat Ann-Eli, zwei Mitarbeiterinnen des Yad LaYeled Museums in Lochamei Hageta’ot, Israel, die Idee auf, ein gemeinsames Jugendguideprojekt mit dem Gedenkstättenverbund Gäu-Neckar-Alb zu entwickeln.
Yad LaYeled (יד לילד) ist hebräisch und bedeutet wörtlich übersetzt „Hand für das Kind“. Es ist ein Museum und eine Gedenkstätte, das sich dem (Über-)Leben jüdischen Kindern in der Shoah gewidmet hat – und sich auch in erster Linie an Kinder und Jugendliche richtet. Täglich werden Schulklassen von Jugendguides oder angestellten Mitarbeiter*innen durch das Museum geführt, anschließend bekommen die Kinder oft die Möglichkeit, ihre Eindrücke und Emotionen malend auszudrücken.
Das Yad LaYeled Museum gehört zum größeren Beit Lochamei Hageta’ot (בית לוחמי הגטאות) – zu Deutsch „Haus der Ghettokämpfer“. Dieses wurde 1949 von Überlebenden der Shoah und ehemaligen Untergrundkämpfer*innen gegründet. Es war das erste Museum in Israel, das der Shoah und insbesondere dem jüdischen Widerstand gedachte. Die beiden Museen befinden sich direkt nebeneinander im Kibbuz Lochamei Hageta’ot, das im Norden Israels zwischen Akko und Nahariya an der Küste gelegen ist.
Seit rund einem Jahr steht Jule Henninger für die Jugendguides des Gedenkstättenverbunds mit Dr. Michal Sadan, Anat Ann-Eli und den Jugendguides des Yad LaYeled Museums in Kontakt, um gemeinsame Projektideen zu entwickeln und die Begegnung und Kooperationen vorzubereiten. Bislang entstanden zwei Vorstellungsvideos, in denen die israelischen und die deutschen Jugendguides über ihre Arbeit, ihre Motivation und ihre Erwartungen bezüglich des Projekts sprechen.
Vom 9. bis 12. Dezember 2019 haben Dr. Martin Ulmer und Jule Henninger die verschiedenen Projektpartner*innen in Israel besucht. Vielen Dank an dieser Stelle an Michal Sadan und Anat An-Eli, die im Yad LaYeled Museum für das Jugendguideprojekt verantwortlich sind, und den Besuch organisiert haben.
Am Mittwoch wurden wir im Yad LaYeled Museum empfangen, bekamen eine Führung durch das Kindermuseum und das Haus der Ghettokämpfer, Martin Ulmer hielt einen Vortrag über “Shoah-Erinnnerung und Antisemitismus in der deutschen Erinnerungskultur heute” und wir besuchten das Archiv des Museums.
Am Abend waren wir im Haus von Dr. Boaz Cohen, dem Leiter der Shoah Studies am Western Galilee College in Akko, zum Essen eingeladen. Dort saßen Vertreter*innen aller Projektpartner*innen gemeinsam am Tisch und hatten die Gelegenheit zum Austausch und Begegnung. Vielen Dank an Yehudith Cohen, die uns alle so wunderbar empfangen und bekocht hat.
Der Donnerstagmorgen war einem kurzen Besuch in Shavei Zion gewidmet, wo wir von der Archivarin Judith Temime eine Tour durch das Archiv, das kleine Museum und die Synagoge von Shavei Zion bekamen. Shavei Zion wurde 1938 von ehemaligen Rexinger Jüd*innen, die der Shoah entkommen konnten, noch vor der Staatsgründung Israels als Turm- und Palisadensiedlung gegründet.
Den größten Teil des Tages verbrachten wir am Western Galilee College und trafen uns mit Mitarbeiter*innen des Dekanats, den Dozent*innen für Shoah Studies und den vier Jugendguides des Yad LaYeled Museums, die am College in Akko Shoah Studies studieren. Jule Henninger präsentierte in einem Seminar der Shoah Studies die oben genannten Jugendguidevideos und stellte unser Jugendguidekonzept vor.
Nach einem zweiten Vortrag von Martin Ulmer zum Thema “Shoah-Erinnnerung und Antisemitismus in der deutschen Erinnerungskultur heute” fand eine Diskussion mit den Studierenden statt. Am Abend besichtigten wir die Templertunnel in Akko und schlossen den Besuch mit einem gemeinsamen Abendessen in einem Restaurant in Akko ab.
Wir bedanken uns bei allen Beteiligten des Projekts auf israelischer Seite und Markus Neumann von den Christen an der Seite Israels, der den Besuch finanziell unterstützt hat.
Wir arbeiten nun auf einen Gegenbesuch der israelischen Jugendguides und ihrer Betreuerin Anat Ann-Eli zu, und freuen uns auf die kommenden gemeinsamen Projekte im Jahr 2020.