Bei dem 7. zentralen Jugendguide-Treffen des Gedenkstättenverbundes Gäu-Neckar-Alb e.V. trafen sich ca. 15 Jugendguides und Vertreter der Gedenkstätten des Gedenkstättenverbundes. Das Treffen fand diesmal in der KZ-Gedenkstätte Hailfingen-Tailfingen statt.Organisiert und vorbereitet wurde die Tagung vom Geschäftsführer des Gedenkstättenverbundes, Dr. Martin Ulmer.
Erfahrungsaustausch und Diskussionen
Aus den Erfahrungsberichten wurde die Frage diskutiert, inwiefern die Arbeit der Gedenkstätten auch einen Beitrag zur Integration von Flüchtlingen leisten kann und soll. Beispiele aus der historisch-politischen Arbeit mit Flüchtlingen wurden ans Licht gebracht und anschließend stellte sich die Frage, inwiefern Flüchtlinge eine Zielgruppe von Gedenkstättenarbeit sein können und sollen. Damit verbunden eröffnete sich auch die Frage nach dem Platz der Erinnerungskultur im Ensemble der demokratischen Sozialisation im Sinne unseres Grundgesetzes. Die Jugendguides zeigten sich zudem entschlossen, ihre Medienpräsenz sowie diejenige der Gedenkstätten noch weiter auszubauen und ebenso den Kontakt zu den Schulen und lokalen Bildungsträgern zu intensivieren. Mehrere Möglichkeiten wurden hierfür in Erwägung gezogen und Ideen zur Verstärkung der Kommunikation zwischen den Jugendguides diskutiert.
Vortrag und Workshop zur Gedenkstättenpädagogik mit Gottfried Kößler
Neben dem Austausch über die Arbeit in den Gedenkstätten und deren Optimierungspotenzialen war ein Workshop zur Thematik „Gedenkstättenpädagogik" zentraler Bestandteil des Treffens. Geleitet wurde dieser von Gottfried Kößler, dem stellvertretenden Direktor des Fritz-Bauer-Institutes zur Geschichte und Wirkung des Holocaust und Initiator des Projektes „Verunsichernde Orte" zur Gedenkstättenpädagogik.
Kößlers Vortrag umfasste die geschichtliche Entwicklung der Gedenkstätten zu Lernorten historisch-politischer Bildung und die daraus resultierenden, praktischen Konsequenzen für die Geschichtsvermittlung an solchen Erinnerungsorten. Als Ausgangspunkt dieser Überlegungen benannte er die moralische Botschaft der Überlebenden, die sich auf moralische Werte berief. Mit der Zeit wurde auch der Wunsch nach der Herausbildung eines kritischen Geschichtsbewusstseins geäußert, zum Beispiel im Sinne des Beutelsbacher Konsenses. Die Heterogenität der Gedenkstättenlandschaft beschrieb Kößler als ein wichtiges Element eines demokratischen Diskurses, in welchem Geschichte als prinzipiell unabgeschlossener Prozess verstanden wird. Die Beschäftigung mit den Themen der Gedenkstätten impliziert aus pädagogischer Perspektive eine Vermittlung von Haltungen zu demokratischen Werten und Menschenrechten. Eine kontrovers beantwortete Frage hierbei ist, welche Rolle emotionale und affektive Komponenten beim Zugang zu diesem Feld spielen sollen. Außerdem können Gedenkstätten hier nur als Impulsgeber für die Fragen politischer Bildung dienen und zum Nachdenken anstoßen, doch der Transfer zur politischen Bildungspraxis müsse an anderen Orten stattfinden und von anderen Trägern gemanagt werden.
Nach einer Kaffeepause fand ein Workshop statt, in dem sich die Teilnehmer mit den Fragen nach der Zulässigkeit von Vergleichen und Analogien in der Praxis von Gedenkstättenführungen intensiv beschäftigten. Die Diskussion um die richtigen Wege didaktischer Vermittlung und pädagogischer Vorbereitung der Gedenkstättenarbeit wird auch für die Zukunft ein relevantes Thema bleiben. insbesondere für die praktischen Herausforderungen für die Jugendguides.