4. Januar 1944
Zwanzig Häftlinge des Lagers Schömberg werden abkommandiert, an der Straße zwischen Schörzingen und Wilfl ingen ein Lager für 200 KZ-Häftlinge zu errichten.
27. Mai 1944
Das Lager Schörzingen mit vier Wohnbaracken wird bezogen.
Lagerleiter: SS-Rottenführer Herbert Oehler
Lagerältester: Walter Telschow (Natweiler-Nummer 100)
Die Häftlinge werden überwiegend im Werk der KOHLE–ÖL-UNION, einer Untertage-Schwelanlage zur Schieferöl-Gewinnung beschäftigt.
1. Sept. 1944
Das Außenkommando Zepfenhan nimmt zunächst mit 100 Häftlingen seine Arbeit auf: Errichtung des Werkes WÜSTE 10 beim Eckerwald.
Sept. bis Nov. 1944
Die Belegzahl des Lagers steigt bis Mitte November auf ihren Höchststand von 1079.
Februar 1945
Die Arbeiten auf der Baustelle des Werkes WÜSTE 10 werden eingestellt. Das Werk bleibt halb fertig liegen und wird niemals in Betrieb genommen.
Anfang April 1945
Evakuierungstransporte nach Dachau (Außenkommando Allach). Daran nehmen aus dem Lager Schörzingen 370 Häftlinge teil.
Restbestand: 554 Häftlinge.
18. bis 23. April 1945
Evakuierungsmärsche („Todesmärsche“).
In vier Gruppen werden die Häftlinge des Lagers Schörzingen über die Schwäbische Alb geführt. Am 23. April werden sie bei Ostrach (Oberschwaben) durch französische Truppenverbände befreit.
Ein letzter Zählappell ergibt noch einmal einen Fehlbestand von 37 Häftlingen.
Chronik des Lagers Dautmergen
23./24. August 1944
Mit einem Transport aus Auschwitz-Birkenau kommen 1000 KZ-Gefangene
auf ein eingezäuntes Wiesengelände auf der Hochfl äche zwischen Schömberg
und Dautmergen.
Wenige Tage später treffen weitere 1000 KZ-Gefangene aus Auschwitz-Birkenau
ein, die zuvor etwa eine Woche im Lager Bisingen zwischengelagert
waren.
Diese 2000 Häftlinge hausen zunächst unter extrem widrigen Bedingungen in Zelten, erst allmählich wird das Lager Dautmergen aufgebaut. Zweckbestimmung dieses Lagers: Die Wüste-Werke 5, 6, 7 und 9 mit „Arbeitssklaven“ zu beliefern.
Lagerleiter: SS-Untersturmführer Stefan Kruth, ab Mitte Februar 1945: Erwin Dold (Feldwebel der Luftwaffe)
Lagerältester: Sigmund Sczepaniak.
2. Oktober 1944
Transport aus Stutthof (bei Danzig) mit 1000 jüdischen Häftlingen.
Ende November 1944
Die Belegzahl des Lagers steigt auf ihren Höchststand von 2915 Häftlingen.
März 1945
Das Werk Wüste 9 geht in provisorischen Betrieb.
Ende März / Anfang April 1945
Evakuierungstransporte nach Bergen Belsen und Dachau
17. - 23. April 1945
Die noch im Lager verbliebenen werden auf Marsch („Todesmarsch“) geschickt. Es geht über die Schwäbische Alb. Am 23. April erreichen sie Altshausen, wo sie durch französische Truppenverbände befreit werden.
Die Nachgeschichte – Der Weg zu den Gedenkstätten
Bereits im Juni 1945 veranlasste die französische Militärregierung die Exhumierung der Massengräber beim Lager Schörzingen. Die Toten wurden in Einzelgräber gelegt, es entstand der KZ-Friedhof Schörzingen. In der später errichteten Halle sind auf großen Tafeln die Namen von 432 der insgesamt 549 Toten des Lagers Schörzingen aufgelistet.
Die Baracken des ehemaligen Lagers Schörzingen wurden bis Anfang der Siebzigerjahre noch bewohnt. Danach verschwanden sie von der Bildfl äche. Heute breitet sich über dem Lagergelände ein Gewerbegebiet aus. Am 21. August 1945 wurde mit den Exhumierungsarbeiten im Schönhager Loch begonnen, wo sich die Massengräber des Lagers Dautmergen befanden. Die 1755 Toten wurden auf einem Feld, das einen knappen Kilometer entfernt an der Straße von Schömberg nach Dautmergen liegt, umgebettet. Es entstand der KZ-Friedhof Schömberg, eingeweiht am 23. Oktober 1946.
In unmittelbarer Nähe entstand zwischen 2004 und 2008 der „Lernort Schömberg“, in dessen Mitte ein Beton-Kubus steht. Darauf erinnern 1774 Namen an die Toten der Lager Dautmergen und Schömberg (Bahnhofs-KZ). Nach einer zwischenzeitlichen Nutzung, zunächst als Kriegsgefangenenlager, später als Flüchtlingslager, verschwanden die Baracken des Lagers Dautmergen schon bald in der Nachkriegszeit. Das ehemalige Lagergelände ist heute ein landwirtschaftlich genutztes Feld, nichts erinnert an die einstige „Hölle von Dautmergen“.
Die verantwortlichen Täter dieser Lager wurden, soweit man sie fassen konnte, im Rastatter Prozess 1946/47 zur Rechenschaft gezogen und zu unterschiedlichen Strafen verurteilt.
Wo die Werke des Unternehmens Wüste standen, wurden in den Fünfzigerjahren Wälder gepfl anzt. Durch einen von diesen Wäldern führt heute der Gedenkpfad Eckerwald.