Immer wieder kamen Nachkommen ehemaliger jüdischer Bürger nach Rexingen, um den dortigen Friedhof oder die ehemaligen Wohnhäuser ihrer Vorfahren zu besuchen. In mühevoller Handarbeit erstellte der Verein bis 2012 Stammbäume zu den jeweiligen Familien und versah ihn mit den Grabnummern. Die Projektleiterin erkannte, dass hier eine datenbankgestützte Lösung vielfältige Möglichkeiten bieten könnte. In dreijähriger Forschungsarbeit konzipierte sie eine genealogische Wissensdatenbank für jüdische Familien basierend auf den Personenstandsregistern des Bestands des Hauptstaatsarchivs Stuttgart J386 und der örtlichen Standesamtsunterlagen. Dabei wurden folgende Rahmenbedingungen in der Software entsprechend angepasst:
- Anpassen der Datenbankstruktur für die speziellen Erfordernisse einer jüdischen Familienforschung mit Anlage individueller Datenbankfelder zur Auswertung von Deportation, Stolpersteine, Grabsteine, Grabnummer, Teilnahme am WKI, WKII, Mitgliedschaft etc.
- Differenzierte Benutzerberechtigungen, um dem Datenschutz Rechnung zu tragen.
- Mehrsprachige Anlage, um auch internationalen Nutzung zu ermöglichen.
Bei der Dateneingabe der Personendaten (Geburt, Tod, Eheschließung) wurden auch viele weitere biographische Ereignisse angelegt (Beruf, Aufenthaltsorte, Ausbildung, Auswanderung usw.), um sie mit Dokumenten, Bildern und Medien zu untermauern. Schnell zeigte sich, wie die jüdischen Familien überregional verknüpft waren. Es wurde nach Baisingen, Tübingen, Haigerloch, Hechingen, Rottweil, Breisach, Elsass, USA, Israel geheiratet, umgezogen oder beruflich verbunden.
Ausbau der jüdischen Familiendatenbank für Südwestdeutschland des Gedenkstättenverbund GNA
Nach der erfolgreichen Eingabe sämtlicher Personendaten zeigte sich, dass auch schon sehr viele Personen anderer Orte mit ehemaligen jüdischen Gemeinden enthalten sind. Bei der Jahrestagung der Gedenkstätten von BW im März 2015 in Bad Urach überzeugte die Konzeption der Datenbank auch andere Gedenkstätten (Braunsbach, Breisach, Villingen). Sie schlossen sich dem Projekt an, um die Datenbank als genealogische Wissensdatenbank zu nutzen und um ihre Forschungsergebnisse kostengünstig nachhaltig zu archivieren.
Weitere Mitgliedsinitiativen aus dem Gedenkstättenverbund Gäu Neckar Alb stießen (Tübingen, Haigerloch, Hechingen, Baisingen, Horb, Rottweil, Elsass) hinzu, so dass die Anzahl der verzeichneten Personen auf über 29.000 anstieg.
Ausbau der Öffentlichkeitsarbeit für Erhöhung des weltweiten Bekanntheitsgrads mit Vorträgen
In 2022 haben wir nun über mehr als 100.000 jüdischen Personen mit Wurzeln im Südwesten Deutschlands in der Datenbank: aus Deutschland, Großbritannien, Frankreich, der Schweiz, Österreich, Israel, Südamerika und den Vereinigten Staaten. Um das Projekt der „Jüdischen Familiendatenbank“ weiter regional und auch international bekannt zu machen, ist der Ausbau der Öffentlichkeitsarbeit wichtig. Das Projekt wurde deshalb bei verschiedenen Veranstaltungen vorgestellt, und es wurde um Mitarbeit geworben.
Wir freuen uns über weitere Forschergruppen, die ihre Ergebnisse in die Datenbank einbringen möchten.