Anlässlich des Europäischen Tages der jüdischen Kultur fand am 4. September in Tübingen eine Stadtführung zu einigen Stationen des Geschichtspfades statt. Trotz des schlechten Wetters kamen ca. 80 Personen zum Synagogenplatz. Die Stadtführung wurde von der Geschichtswerkstatt und ihren Jugendguides in Kooperation mit dem örtlichen Förderverein für jüdische Kultur durchgeführt.
Die Führung begann am Ort, wo die ehemaligen Synagoge gestanden war. Dort wurde, nach einer kurzen Begrüßung, zunächst ein Überblick über das religiöse und soziale Leben der jüdischen Gemeinde Tübingen-Reutlingen gegeben. Dann wurde den Anwesenden die nicht ganz konfliktfreie Geschichte des Ortes bis zum Bau des heutigen Denkmals nähergebracht. Dieser Teil der Stadtführung endete mit einem Blick auf die Grundsteine der Synagoge, welche noch in der Tiefgarage des Hauses zu sehen sind, das heute auf dem Synagogengrundstück steht.
Nach dem Überblick zum Einstieg wurden währen der folgenden anderthalb Stunden an weiteren Stationen sowohl das Leben einzelner jüdischer Bewohner Tübingens als auch die Rolle der Polizei und der Universität bei der Verfolgung und Diskriminierung dieser Bürger vorgestellt. Darunter war auch einer der herausragenden jüdischen Einwohner Tübingens, Albert Weil, der Verleger der Tübinger Chronik, dem Vorgängerblatt des Schwäbischen Tagblatts.
An weiteren Stationen wurden die Lebensgeschichten des Textilhändler Leopold Hirsch und von Jakob Oppenheim und Albert Schäfer präsentiert. Themen dieser Kurzreferate waren auch immer die Zwangsverkäufe ihrer Geschäfte.
Die Deportation schließlich war dann Gegenstand eines kurzen Vortrages vor dem ehemaligen Gebäude von Polizei und Gestapo in der Tübinger Altstadt. Zum Abschluss der Stadtführung wurde noch der Schlossberg erklommen. Denn oben im Schloss Hohentübingen waren zur Zeit des Nationalsozialismus Institute untergebracht, deren „Forschungen“ den Nazis als pseudowissenschaftlichen Fundierung ihrer Rassenideologie diente.