Wie mache ich eine gute Führung? 8. Jugendguidetreffen des Gedenkstättenverbundes Gäu Neckar Alb in Tübingen am 6. Mai 2017
Am 6. Mai 2017 kamen sieben Jugendguides aus unterschiedlichen Gedenkstätten der Region im Tübinger Kulturamt zusammen, um über aktuelle Projekte zu diskutieren und sich darüber auszutauschen, was eine gute Führung ausmacht.
Die Jugendguides der Geschichtswerkstatt Tübingen, der KZ Gedenkstätte Hailfingen-Tailfingen und der Alten Synagoge Hechingen/Ehemalige Synagoge Rexingen nutzten das Treffen an dem verregneten Nachmittag, um auch untereinander Erfahrungen und Vorstellungen über Führungen miteinander auszutauschen.
Organisiert wurde das Treffen von Juliette Constantin (Oberer Kuhberg Ulm/Gedenkstätte Grafeneck/Gedenkstätte Hailfingen-Tailfingen) und Martin Ulmer, Geschäftsführer des Gedenkstättenverbundes Gäu Neckar Alb.
Wünsche und Anregungen
Nach einer Vorstellungsrunde wurden Wünsche und Anregungen zur Jugendguide-Arbeit in der Region diskutiert. Es wurde darauf hingewiesen, dass in einzelnen Gedenkstätten Jugendguides durch ihre Tätigkeit de facto Vereinsmitglieder werden und damit ein Stimmrecht haben, was ihren Einfluss auf die Gedenkstätten verstärkt wie eine bessere Vernetzung untereinander ermöglicht. Diskutiert wurde auch, wie Jugendguides sich unter einander noch besser vernetzen könnten.
Projekte
Martin Ulmer stellte verschiedene Projekte der nächsten Monate vor. So ist eine Tagung der Gedenkstätten zum Umgang mit früheren KZ-Außenlagern nach 1945 in der Bürgerhalle Tailfingen am 14. Oktober 2017 geplant. Dort wird unter anderem ein Workshop zum Thema „Jugendguides arbeiten mit Jugendlichen“ von zwei Jugendguides des Gedenkstättenverbundes angeboten, um das Konzept der Jugendguides vorzustellen.
Als weiteres Projekt wurde eine Exkursion in die Gedenkstätte des KZ Dachau diskutiert, die voraussichtlich im Herbst 2017 stattfinden wird.
Vier Jugendguides wird außerdem am 24. Juli 2017 um 19 Uhr am Tübinger Synagogenplatz ein Tätigkeitszertifikat in Anerkennung der geleisteten Arbeit von Martin Ulmer übergeben. Damit soll nicht nur die Ausbildung als Jugendguide, sondern auch das anschließende Engagement in den darauffolgenden Jahren durch SchülerInnen und Studierende gewürdigt werden.
Es wurden auch weitere Ideen für Workshops gesammelt, die der Weiterbildung der Jugendguides dienen. Geplant ist unter anderen ein Workshop zum Umgang mit Quellen sowie zur Erinnerungskultur und Aufarbeitung nach 1945. Diese Workshops werden bei den nächsten Jugendguide-Treffen angeboten.
Wie mache ich eine gute Führung?
Kernstück des Treffens war jedoch die Diskussion, was eine gute Führung ausmacht und wie diese vorbereitet werden kann. Juliette Constantin und Martin Ulmer leiteten die Diskussion und stellten ihr Konzept zur Debatte.
Demnach gehört zu einer guten Führung ein authentischer Ort, auf den immer wieder Bezug genommen werden solle und der im Mittelpunkt der Führung stehe.
Weitere Punkte waren u.a. eine klare Struktur, verständliche Ausdrucksweise, Medieneinsatz, die Einbindung der Besucher und die Frage nach Emotionalisierung während der Führung. In der Debatte war es besonders für Jugendguides wichtig zu wissen, wie professionell sie auftreten können und wie detailliert eine Führung auszusehen hat. Interessant war auch die Einbindung von Debatten aus der Gedenkstättenpädagogik wie dem Beutelsbacher Konsens, der ab den 1970er Jahren das Verständnis, wie Führungen aufgebaut sind, veränderte.
Schlussendlich fasste Juliette Constantin zusammen, dass eine gute Führung auf zwei Grundlagen aufbaue: einer soliden Vorbereitung und einem erkennbar roten Faden (Individuell), aber auch auf der Interaktion mit der Gruppe (Kollektiv).
Die theoretischen Diskussionen wurden anschließend in die Praxis umgesetzt, ein Jugendguide aus Tübingen, Clara Wolkenhauer aus Tübingen zeigte am Beispiel der Station der ehemaligen Gestapo-Stelle in Tübingen, wie eine Führung aussehen könnte. Die Teilnehmer*innen diskutierten, wie und an welchen Stellen Besucher mit in den Vortrag eingebunden werden könnten und welches Anschauungsmaterial vor Ort oder digital zusätzlich gezeigt werden könne. Insgesamt ermöglichte das Jugendguide-Treffen einen Austausch untereinander und diente als nützliche Fortbildung für die Jugendguides, wie man Führungen durchführen kann.
Nächstes Jugendguide-Treffen
Das 9. Jugendguide Treffen wird am 25. November 2017 voraussichtlich in der Stauffenberg-Gedenkstätte in Lautlingen stattfinden.