Angebote für Erwachsene
Sie können natürlich das Mahnmal für die Opfer, den Gedenkpfad und das Gruppengrab auf dem Tailfinger Friedhof selber erkunden.
Im Dokumentationszentrum im Rathaus in Tailfingen können Sie sich in konzentrierter Atmosphäre emotional auf das Thema einlassen. Der Ausstellungsraum besticht durch übersichtliche Gestaltung und multimediale Präsentation.
Sie können aber auch eine Führung buchen. Zeitlich abgestufte Führungen für Erwachsene, die am Mahnmal oder im Tailfinger Rathaus beginnen, werden nach Vereinbarung angeboten (mindestens 1 ½ Stunden).
Wir bitten um eine möglichst frühzeitige Anmeldung Ihrer Führung. Dabei können wir mit Ihnen Ihren möglichen Zeitrahmen und Ihre Hauptinteressen besprechen.
Kosten für eine Guppenführung betragen 30,– Euro.
Wichtige Informationen erhalten Sie auch auf unserer Homepage, die zugleich ein digitales Archiv der KZ-Gedenkstätte Hailfingen-Tailfingen ist:
www.kz-gedenkstaette-hailfingen-tailfingen.de
Was Sie von uns erwarten können
Unser Angebot richtet sich an Schülerinnen und Schüler aller Schulformen (in der Regel ab der 9. Jahrgangsstufe).
Unser Ziel ist die Vermittlung von Informationen zum Nationalsozialismus und die Ermöglichung von individuellen Zugängen zum Holocaust. Dabei geht es vor allem um die Geschichte des KZ-Außenlagers Hailfingen • Tailfingen in seinem historischen Kontext mit seiner Vor- und Nachgeschichte. Die empathische Zuwendung zu den Opfern steht dabei im Vordergrund.
Pädagogisch geschulte „Jugend-Guides“ (meist gemischtgeschlechtliche Zweierteams) sind für die Durchführung des 4- und 7-stündigen Programms verantwortlich. Durch den geringeren Altersunterschied sollen Jugendliche in besonderer Weise angesprochen werden. Die „Jugend-Guides“ werden unterstützt durch ehrenamtliche Kräfte der Gedenkstätte.
Unser pädagogisches Angebot für Schulen
- Führung ohne Moduleinsatz (mind. 2h)
- Führung mit Moduleinsatz (mind. 3h), Abschluss Friedhof Tailfingen
- Führung mit Moduleinsatz (mind. 4h), Mahnmalbesichtigung
- Projekttag mit Moduleinsatz und Besichtigung Hangar, Flugfeld, ggf. Massengrab u. Mahnmal (inklusive Pausen ca. 7h)
Moduleinsatz bedeutet: Nach einer allgemeinen Information und Führung durch das Dokumentationszentrum, teilt sich Ihre Gruppe in mehrere Kleingruppen auf und erarbeitet mit Materialien des Dokumentationszentrums unter Anleitung der Guides vertiefend verschiedene Themenfelder das KZ Hailfingen-Tailfingen betreffend. Anschließend werden in der Gesamtgruppe die Ergebnisse zu den Themenfeldern erörtert und reflektiert.
Was wir von Ihnen erwarten
Mindestens ein Lehrer begleitet die Klasse und führt die Aufsicht. Eine frühzeitige Anmeldung Ihrer Klasse (ca. vier Wochen vor Ihrem Besuch) hilft Ihnen und uns.
Etwa eine Woche vor der Führung/dem Projekttag setzt sich der Guide mit der verantwortlichen Lehrkraft in Verbindung, um die spezifischen Interessen, Erwartungen und Voraussetzungen der Lerngruppe abzuklären.
Aufgrund der räumlichen Beschränktheit kann jeweils nur eine Klasse das Angebot wahrnehmen.
Kosten pro Gruppe: Führung 30,- €
Schulklassen: kostenlos
Sie finden auch auf dem Landesbildungsserver Materialien zu Hailfingen-Tailfingen:
Geschichte
Geschichte des KZ-Außenlagers Hailfingen/Tailfingen
Am 19.11.1944 traf vom Konzentrationslager Stutthof (bei Danzig) ein Transport mit 601 jüdischen Häftlingen in Hailfingen ein. Die meisten Gefangenen kamen aus Auschwitz, etwa 50 kamen aus dem Baltikum. Sie waren zwischen 14 und 60 Jahre alt und stammten aus 16 verschiedenen Ländern. Das KZ Hailfingen war ein Außenlager von Natzweiler/Struthof (Elsass).
Die Häftlinge arbeiteten in den umliegenden Steinbrüchen, am Ausbau der Startbahn und am Bau von zwei Rollwegen, fällten Bäume und wurden beim Entfernen von Blindgängern eingesetzt. Sie schliefen in einer umzäunten Flugzeughalle anfangs auf dem blanken Boden, der nur mit Stroh ausgestreut war. Es gab unzulängliche sanitäre Einrichtungen und keine ärztliche Versorgung. Die meisten Häftlinge starben an den Folgen der schweren Arbeit, der Unterernährung, der Kälte und an Krankheiten. Manchmal erhielten die Männer von den Bewohnern der Orte, durch die sie auf dem Weg zur Arbeit kamen, etwas Essbares.
Nachgewiesen ist der Tod von 186 Häftlingen. Mitte Februar 1945 wurde der Platz geräumt. Bis zur Befreiung starben in den nachfolgenden Lagern Vaihingen/Enz, Dautmergen, Dachau und Bergen-Belsen nachweislich 84 Gefangene. Von 267 Häftlingen sind inzwischen Todesdatum und Todesort bekannt. Das Schicksal von etwa 200 Häftlingen ist bis heute ungeklärt. Von 124 Häftlingen weiß man, dass sie überlebt haben.
Im Juni 1945 wurden die Leichname der jüdischen Häftlinge aus einem Massengrab auf den Tailfinger Friedhof überführt. Bei der Exhumierung kam es zu Misshandlungen durch französische Soldaten. Ein Mann starb durch Überanstrengung an seinem Herzleiden, ein anderer einige Tage später an den Folgen der Schläge.
Der Weg zur Gedenkstätte KZ-Außenlager Hailfingen/Tailfingen
Der Ende 1985 gegründete Förderverein zur Errichtung eines Mahnmals stellte 1987 die Tafel am Westende der Landebahn auf.
1986 wurde auf dem Tailfinger Friedhof ein Gedenkstein enthüllt.
2002 begann der Verein „Gegen Vergessen-Für Demokratie“ mit der Aufarbeitung der Geschichte des Lagers.
2007 beschloss die Gemeinde Gäufelden die Errichtung einer Dauerausstellung im Rathaus Tailfingen und die Stadt Rottenburg/N. die Errichtung eines Mahnmals auf dem Flugplatzgelände.
Im Juni 2010 wurde die Gedenkstätte KZ-Außenlager Hailfingen/Tailfingen eingeweiht.
Was ist in Hailfingen-Tailfingen zu sehen?
Rathaus Gäufelden-Tailfingen
Im Untergeschoss ist der multimedial gestaltete Dokumentationsraum mit 11 Monitoren, auf denen 124 Videoausschnitte – Interviews mit Überlebenden und Zeitzeugen – zu sehen sind.
Im 1. Stock befindet sich der Seminarraum mit ca. 25 Arbeitsplätzen, PC, Beamer, Leinwand und einer kleinen Bibliothek. Auf dem PC und der eigens eingerichteten Website wurde ein Archiv mit über 1000 digitalisierten Dokumenten, einschließlich aller Fotos, Videoausschnitte und Powerpointpräsentationen eingerichtet, die in der Ausstellung zu sehen sind. Außerdem stehen alle USC-Videos in voller Länge, Dokumentarfilme und Literatur zum Thema Nationalsozialismus und Holocaust zur Verfügung.
Mahnmal
Das von dem Bildhauer Rudolf Kurz gestaltete Mahnmal auf der Gemarkung (Rottenburg-)Hailfingen – am Ort des Geschehens, wo originale Reste der Flugplatzpiste noch vorhanden sind –, steht inhaltlich in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Dokumentationszentrum in Tailfingen. Das Kunstwerk enthält die Namen der 601 Häftlinge.
Gedenkpfad
Ein Gedenkpfad führt über 12 Stationen an die wichtigsten Stationen auf dem ehemaligen Nachtjägerflugplatz und seiner Umgebung.
Ein Flyer informiert über diese Stationen und den Wegverlauf. Er ist während der Öffnungszeiten im Tailfinger Rathaus zu erhalten.
Das Gruppengrab auf dem Tailfinger Friedhof
Am 2. 6. 1945 wurden 73 Tote aus dem Massengrab an der Landebahn auf den Tailfinger Friedhof umgebettet. Auf Anordnung der Franzosen wurde ein Holzkreuz errichtet. 1986 wurde von der Gemeinde Rottenburg, der Gemeinde Gäufelden und der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württembergs ein Gedenkstein mit zwei Tafeln enthüllt.
Was ist das Besondere an Hailfingen-Tailfingen
Die jüdischen Häftlinge des KZ-Außenlagers Hailfingen-Tailfingen sollten – nach verschiedenen Gruppen von Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern – den bestehenden Flugplatz weiter ausbauen.
Die Häftlinge kamen aus 16 Ländern. Viele hatten schon einen langen Leidensweg hinter sich. Nachweislich starben 186 Häftlinge in Tailfingen. Das Schicksal von etwa 200 Häftlingen ist bis heute ungeklärt. Von 124 jüdischen Häftlingen weiß man, dass sie überlebt haben. Inzwischen wurden über 20 Überlebende und 40 Angehörige gefunden.