aus Rexingen
Artikel von Jasmin Hopfer
Sally Lemberger wurde am 29. November 1923 in Rexingen als erstes Kind von Rosa und Isidor Siegfried Lemberger geboren. Seine drei jüngeren Brüder Siegwart, Lothar und Erich kamen 1927, 1933 und 1935 zur Welt. Die Familie Lemberger lebte schon seit mehreren Generationen in Rexingen.
Im 17. Jahrhundert siedelte sich dort eine jüdische Gemeinde an. Die jüdischen Bürger mussten eine sogenannte “Schutzgeldsteuer” an die Johanniterkommende Rexingen bezahlen. 1760 wurde der jüdische Friedhof in Rexingen angelegt.
Bis 1933 herrschte ein blühendes Zusammenleben der christlichen und jüdischen Bevölkerung in Rexingen.
Antisemitische Ausgrenzung in der Schule
“He wanted to beat me up, but I cracked him on the head with my water pail. His mother came to mine all upset, but my mother calmed her down, saying, 'You know my son didn't start this. And what was yours doing in the alley?'“
Trotz der zunehmenden Diskriminierung konnte Sally Lemberger die Volksschule erfolgreich abschließen. Sofort nach dem Abschluss der Volksschule wurde er als Arbeiter der Eisenbahn verpflichtet.
Gescheiterte Fluchtpläne und Deportation
Als in der Reichspogromnacht vom neunten auf den zehnten November 1938 auch die Synagoge in Rexingen in Brand gesetzt wurde, erkannten die jüdischen Bewohnerinnen und Bewohner von Rexingen, dass ihnen keine andere Wahl blieb, als Deutschland zu verlassen. Sally Lemberger bereitete sich mit seiner Familie auf die Auswanderung ins Erez Israel vor, so besuchte er beispielsweise im Jahre 1940 für kurze Zeit eine landwirtschaftliche Vorbereitungsschule für die Einwanderung ins ehemalige Palästina. Die Auswanderung konnte nicht umgesetzt werden.
Am 28. November 1941 wurden Sally, Erich, Siegwart und Lothar sowie deren Eltern Isidor und Rosa Lemberger deportiert. Sie kamen am 01.12.1941 am Stuttgarter Nordbahnhof an und wurden von dort ins Konzentrationslager Riga-Jungfernhof deportiert.
„We knew we were going to the East to work for the war, but not more”.
Einziger KZ-Überlebender seiner Familie
Isidor Siegfried Lemberger wurde in Riga umgebracht. Erich, Lothar und Erich wurden am 26. März 1942 im Wald von Bikernieki erschossen.
Die gemeinsame Mutter Rosa starb vier Monate vor der Ermordung der Brüder an Typhus. Sally Lemberger wurde ins KZ Theresienstadt verlegt.
Dort überlebte er durch Küchenarbeit. Vom KZ Theresienstadt wurde er ins KZ Buchenwald geschickt.
„Once again I had luck, A friend who was in charge of the kitchen told me that the next day he could select fifty people to work with him and if I sat in the front row, he would pick me. And he did.“
Sally Lemberger war der Einzige in seiner Familie, der die Shoah überlebte. Er wurde am 8. Mai 1945 aus dem Konzentrationslager befreit. Sally beschreibt die Rückkehr in sein Heimatdorf mit folgenden Worten:
„I went to Bernheim in 1945…It was unbelievable. I mean every house-one after another as you go up the main street-had been a Jewish house. Gone. I mean really unbelievable. You are lost.“
Leben in den USA nach dem Krieg
Sally Lemberger wanderte 1946 über Stuttgart in die USA aus. Er erlernte ded Beruf des Metzgers und heiratete Ruth Lang aus Süßen. Diese hatte ebenfalls das Konzentrationslager Riga-Jungfernhof überlebt.
Bis zu Sally Lembergers Tod am 9. Oktober 2009 lebte er mit seiner Frau Ruth in Baltimore. Sally und Ruth Lemberger haben zwei Söhne und fünf Enkelkinder.
Literatur- und Quellenangaben
Gedenkstätten-Rundschau Nr. 7 vom November 2011. Online verfügbar unter: https://www.gedenkstaettenverbund-gna.org/images/downloads/gedenkstaettenrundschau/GR_7_201111.pdf, aufgerufen am 12.11.2020.
Hannelore Marx: Stuttgart Riga New York - Mein jüdischer Lebensweg, Barbara Staudacher Verlag: 2004.
Mimi Schwarz: „Good Neighours, Bad Times. Echoes of My Father's German Village.“ University of Nebraska Press: 2008.
Stadtarchiv Horb und Träger- und Förderverein Ehemalige Synagoge Rexingen (Hrsg.): In Stein gehauen. Lebensspuren auf dem jüdischen Friedhof in Rexingen. 2. Aufl., Stuttgart 2003.